Huhn

Die direkten Verwandten unserer Haushühner sind die Bankivahühner, die in südostasiatischen Wäldern heimisch sind und von dort durch den Menschen verbreitet wurden. Sie bilden Gruppen von 8 bis 40 Tieren, wobei männliche Hähne und weibliche Hennen gemischt sind. Ein Hahn hält die Herde zusammen und ist der absolute Chef. Alle andern müssen sich ihm unterordnen, weshalb der Begriff «Hackordnung» für Rangordnung auch für das menschliche Zusammenleben übernommen wurde. Obwohl sie nicht wirklich zu den Laufvögeln gehören wie beispielsweise Strausse, können Hühner nicht lange fliegen, aber flatternd Distanzen von 5 bis 10 Metern und Höhen von bis zu 3 Metern überwinden.

Schlafplatz
Diese Fähigkeit hilft ihnen auch, abends ihre Ruheplätze in den Ästen von Bäumen zu erreichen. Damit sie von dort beim Schlafen nicht herunterfallen, haben ihre Füsse einen speziellen Knochen- und Muskelbau, der beim Hinsetzen automatisch eine sichere und kräftige Umklammerung des Astes garantiert, die sich beim Aufstehen wieder löst.

Spezielle Begabung
Ausserdem haben Hühner einen hervorragenden Gleichgewichtssinn: Sie halten den Kopf immer gerade, egal wie die Stellung des Körpers ist. Hast du schon bemerkt, wie ruckartig das Huhn den Kopf bewegt? Es tut dies, um räumlich sehen zu können: Durch das Bewegen des Kopfes kann es Distanzen besser abschätzen.

Eine Henne legt in der freien Natur bis zu 30 Eier pro Jahr. Eine Henne auf einer «Eierfarm» dagegen legt bis zu 320 Eier pro Jahr. Dies erreicht man nur, indem man einer Henne die Eier immer unmittelbar nach dem Legen wegnimmt. Sie würde ansonsten anfangen, ihre Eier auszubrüten, und dann so lange keine Eier mehr legen, bis die Küken geschlüpft und selbstständig wären.

Tag und Nacht
Hühner reagieren sehr stark auf die Helligkeit ihrer Umgebung: Sobald es dunkel wird, werden sie ruhig und schlafen ein. Dies kann man sich beim Transport und auch bei der Betreuung zu Nutze machen, um die Tiere zu beruhigen. Leider wird dies in der Pouletmast auch im umgekehrten Sinne genutzt: Man lässt das Licht im Stall 24 Stunden lang an, damit die Tiere nie richtig ausruhen und immer nur fressen.

Speiseplan
Beim Fressen sind Hühner nicht wählerisch. Sie arbeiten sich durch heftiges Aufscharren des Bodens mit den Krallen zu allem durch, was sich in der obersten Bodenschicht befindet. Das sind zum Beispiel Würmer, Käfer, Larven, Körner oder Samen. Beim Verdauen hilft ihnen ein spezieller Sack in der Speiseröhre, der mit kleinen Kieselsteinen gefüllt ist: der Kropf. Mit ihm werden auch harte Speisen wie Körner oder Knochenstücke zermahlen und verwertbar gemacht. Es ist also durchaus normal, dass ein Huhn auch mal Steinchen frisst, die dann im Kropf landen. Hühner verwerten Futter sehr schnell, was mit ein Grund ist, dass die heutigen Mastpoulets bei den Bauern in sagenhaft kurzer Zeit – schon nach 30 Tagen – ein Gewicht von 2 Kilo erreichen können.

Haltung
Wie bei all unseren Nutztieren ist die Tierhaltung bei den Hühnern heutzutage hoch spezialisiert: Es gibt Betriebe, die nur Küken für die Pouletmast züchten und diese nach dem Schlüpfen aus dem Ei am gleichen Tag dorthin liefern. Gemästet für den Fleischverzehr werden Hähne und Hennen. Andererseits gibt es Betriebe, die nur Hennen zum Eierlegen aufziehen. Diese werden im Alter von ca. 18 Wochen auf die Legebetriebe gefahren und dürfen etwas mehr als ein Jahr leben und legen. Dann nimmt die Legeleistung ab und die gelegten Eier werden zu gross für den Verkauf. Die Tiere enden als Suppenhühner.

 

Die Bedürfnisse des Huhns

Was braucht das Huhn, damit es ihm gut geht? Das ist eine sehr wichtige Frage. Weisst du auch warum? Lies den Beitrag aufmerksam durch und lerne die Bedürfnisse der Hühner kennen.

Bevor es jedoch richtig losgeht, beschreibt dir Krax, was Bedürfnisse sind. Bedürfnisse beschreiben alles, was wir zum Leben brauchen: zu essen und zu trinken, eine Wohnung, dem Wetter angepasste Kleidung, Hobbys, aber auch Familie und Freunde. Jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse. Es gibt beispielsweise Menschen, die brauchen viel Bewegung, andere weniger. Einige leben gerne zurückgezogen, andere wiederum sind sehr gesellig. So ist es auch bei Tieren.

Bedürfnis: Kontakt
Hühner sind soziale Tiere und leben in Gruppen von mindestens drei Tieren.

Bedürfnis: Nahrung
Hühner brauchen stets Zugang zu ausreichend frischem Wasser und geeignetem Futter.

 

Bedürfnis: Eierlegen
Hühner brauchen genügend Platz zum Scharren, Picken und Staubbaden. Der Stallboden muss mit lockerer Einstreu wie Hobel- und Hanfspäne gemischt mit Stroh versehen sein. Die Einstreu sollte etwa fünf Zentimeter hoch sein und den gesamten Boden bedecken.
Tagsüber sollten die Hühner auf die Weide können. Wichtig sind Sträucher, Hecken, Bäume oder Unterstände als Deckung und Schutz vor Fressfeinden.

 

Bedürfnis: Beschäftigung
Hühner wollen scharren, picken und im Staub baden.

Bedürfnis: Ruheplätze
Um sich wohl und sicher zu fühlen, benötigen Hühner im Stall erhöhte Sitzstangen. Nebst den Sitzstangen muss der Hühnerstall auch leicht zugängliche Legenester, Tränken und Futtertröge bieten.

 

Bedürfnis: Auslauf
Hühner brauchen einen geräumigen Stall und einen umzäunten Auslauf. Im Idealfall besteht der Auslauf aus einer überdachten Voliere, auch Wintergarten genannt, und einer grosszügigen Weide.

 

Der Tagesablauf
Bei Tagesanbruch beginnt der Hahn zu krähen. Er kräht den ganzen Tag über, um sich wichtig zu machen und um sein Revier zu verteidigen. Die meiste Zeit des Tages sind Hühner auf Futtersuche. Wenn sie gemeinsam draussen auf der Weide scharren und picken können, fühlen sich Hühner wohl. Hier suchen sie im Boden nach Leckereien wie Samen, jungen Pflanzentrieben, kleinen Insekten und Würmern. Viel Zeit verbringen Hühner auch mit der Pflege ihres Gefieders. Um dieses sauber und frei von Parasiten zu halten, nehmen sie täglich Sand- und Staubbäder. Beim Einnachten suchen die Hühner Schutz auf den Sitzstangen im Stall zum Schlafen.

Das Zusammenleben
Hühner sind friedliche Tiere, wenn die Rangordnung geklärt ist und jedes Huhn seinen festen Platz in der Gruppe hat. Wenn sie sich gut verstehen, baden sie miteinander im Staub oder helfen sich bei der Gefiederpflege.

Vorab jedoch wird die Rangordnung geklärt: Sie stellen die Halsfedern auf und drohen sich mit starrem Blick. Wenn keines nachgibt, kommt es zum Kampf. Das ranghohe Huhn macht sich gross und setzt zum Hacken an. Das rangniedrige Huhn kann kämpfen oder sich unterwerfen, indem es den Kopf einzieht und sich klein macht. Ein ranghohes Huhn darf zum Beispiel zuerst fressen, während eines mit niedrigem Rang warten muss.

Der Hahn beschützt die Hennen, zeigt ihnen, wo sie das beste Futter finden und schlichtet Kämpfe.

Geeignetes Futter
Obwohl Hühner Allesfresser sind, darf man ihnen nicht wahllos alles füttern. Sie fressen gerne Grünfutter, Würmer, Insekteneier, Larven und Schnecken. Und sie jagen sogar kleine Mäuse. Frisches, sauberes Wasser muss stets verfügbar sein.

  • Steinchen und Grit (Muschelschalenschrot) sind für eine gute Funktion des Muskelmagens und für die Eierproduktion zwingend notwendig und müssen jederzeit zur Verfügung stehen.
  • Eine Körnermischung einmal täglich von Hand einstreuen. Tipp: So lassen sich Hühner abends leicht in den Stall locken.
  • Zerkleinerte Rüstabfälle aus Küche und Garten sollten nur in kleineren Mengen als «Leckerli» bzw. zur Beschäftigung angeboten werden.
  • Früchte von einheimischen Sträuchern wie Holunderbeeren oder Hagebutten eignen sich ebenfalls als Nahrungsergänzung.

Nicht geeignetes Futter
Unter keinen Umständen dürfen Fleischabfälle an Hühner verfüttert werden, da sie gefährliche Tierseuchen übertragen können. Ebenfalls ungeeignet sind Essensreste wie Teigwaren, gewürzte Speisen sowie Kartoffeln und Brot. Diese Nahrungsmittel können zu einer Überversorgung mit Kohlenhydraten und damit zu Gesundheitsproblemen führen.

Schutz vor Feinden
Hühner müssen sich vor allem vor Fuchs und Marder in Acht nehmen. Sobald die Hühner sich bei Einbruch der Dunkelheit in den Stall zurückgezogen haben, muss die Stalltüre gut geschlossen werden. So kommen Fuchs und Marder nicht in den Stall und können ihnen nichts tun.

Sitzstangen
Für Wildhühner ist ein Schlafbaum überlebenswichtig. Nur wenn dieser hoch genug ist und viele stabile Äste für alle Gruppenmitglieder aufweist, wird er von Wildhühnern bewohnt.

Sitzstangen im Stall bilden den Schlafbaum nach. Sie müssen richtig angeordnet sein, sodass alle Hühner bequem Platz finden. Die Sitzstangen müssen auf verschiedenen Höhen angebracht sein – mindestens fünfzig Zentimeter über dem Boden.

 

Familie Huhn

Die Krax-Tierschutzlehrerin Katrin Welker erzählt uns von ihren Erlebnissen mit ihren Hennen Lise und Lotte.

In diesem Frühjahr haben unsere beiden lieben Zwergwyandotten-Hennen angefangen zu brüten. Sie heissen Lise und Lotte. So sassen die beiden Damen Seite an Seite im selben Nest sehr geduldig auf ihren Eiern und gingen nur einmal am Tag kurz raus, um zu fressen, zu trinken und den Darm zu entleeren.

Brüten
Ein Küken braucht ziemlich genau 21 Tage, um im Ei heranzuwachsen und zu schlüpfen. So kannte ich den ungefähren Tag, an dem es mit dem Schlüpfen losgehen sollte. Ein Küken knackt mit dem sogenannten Eizahn, einer spitzen Wölbung am Schnäbelchen, das Ei von innen auf und bricht dann Stück für Stück die Schale auf, bis es sich herausgekämpft hat.

Schlüpfen
Genau am 21. Tag hörte ich es leise unter den Hennen hervorpiepsen. Im Laufe des Tages piepste es immer lauter. Neugierig schaute ich hin und wieder vorbei, ob ich etwas entdecken konnte. Endlich gegen Abend sah ich das erste kleine Köpfchen eines Kükens hervorlugen. Nun kam immer wieder mal eines hervor und schlüpfte schnell unter eines der Mamis. Schliesslich zählte ich sieben Küken – alle waren gesund und munter.

Mit dem Eizahn brechen Küken von innen die Schale des Eies auf.

 

Das Küken hat die Eierschale durchbrochen.

 

Die ersten Tage
Jetzt war auch klar hörbar, warum diese tollen Hühnermamis Glucken genannt werden: Die ganze Zeit machten sie «gluck, gluck, gluck». Weisst du, warum? So wissen die Küken immer, dass ihre Mutter in der Nähe ist. Mit diesem und anderen Lauten locken die Hennen dann auch ihre Küken wieder zu sich, wenn sie sich zu weit vom Nest entfernen.
Da es im Frühjahr noch lange kühl war, schlüpften die Küken immer wieder unter ihre Mütter, um sich zu wärmen. Dazu breiteten die Glucken die Flügel wie ein Zelt aus und plusterten sich auf. Diesen Vorgang nennt man auch Hudern.

Der Hahn
Unser stolzer Hahn Herkules, der Vater der Kleinen, war ebenso neugierig wie ich und schaute immer wieder mal im Stall vorbei, um zu sehen, was dort vor sich ging. Am Anfang beobachtete ich dies gut, da ich nicht wusste, wie er auf die Kleinen reagieren würde. Aber es stellte sich heraus, dass er sehr vorsichtig mit ihnen war, sie später sogar auf Leckerbissen hinwies und sie beschützte. Immer, wenn eine Nachbarskatze in die Nähe des Hühnergeheges kam, gab er einen lauten, für Hähne typischen Warnton von sich und lief zum Zaun.

Die folgenden Wochen
Die Glucken blieben rund anderthalb Wochen mit den Kleinen im Stall, bis sie dann alle gemeinsam ihren ersten Ausflug nach draussen unternehmen durften – stets unter dem wachsamen Auge von Herkules, dem Hahn.

Kommunikation
Hühner haben sehr viele Laute, mit denen sie miteinander kommunizieren. So machten die Hennen auch einen ganz besonderen Gurrlaut, wenn sie Futter für die Küken zerkleinerten und ihnen vor ihre Füsse legten. Diesen Laut erkannten die Küken schnell einmal und kamen immer gleich herbeigerannt, sobald dieser ertönte.

Selbstständig
So wuchsen die Küken sehr schnell heran. Anfangs hatten sie überall den feinen Kükenflaum, doch schon bald sah man an den Flügelspitzen die ersten Federchen, die sich etwa nach sechs Wochen über den ganzen Körper ausbreiteten. Dies war auch die Zeit, als die Glucken aufhörten, ihre Kleinen zu «beglucken». Seither sind diese selbstständig und munter im Gehege unterwegs.

 

So leben Hühner

Du kennst die Bedürfnisse der Hühner. Werden sie auch wirklich beachtet bei den Haltungsarten Bodenhaltung und Freilandhaltung?

Die Wildhühner leben in kleinen Gruppen von drei bis zehn Hühnern. Mit dabei ist immer ein Hahn, der die Hühner beschützt, ihnen gute Nahrungsplätze zeigt und die Hennen begattet. In der freien Natur schlafen die Hühner auf Bäumen. Sie suchen den ganzen Tag (mit Ausnahme einer mittäglichen Siesta) nach Futter, scharren im Boden, picken Körner und nehmen auch gerne ein Sonnenbad, um sich aufzuwärmen.

So leben Hühner in der Schweiz
Wir halten unsere Hühner, um ihre Eier zu verwerten oder ihr Fleisch zu essen. In der Schweiz ist die Käfighaltung seit fast 20 Jahren verboten. Drei Viertel aller Legehennen können regelmässig auf eine Weide und fast alle Masthühner haben nebst dem Stall einen Wintergarten zur Verfügung.

Legehennen
Damit es Legehennen gibt, müssen wir zuerst Eier ausbrüten. Das tun nicht etwa die Hühner selber, sondern ein spezieller Wärmeschrank, in dem es Tausende Eier hat. Die männlichen Küken von Legehennen werden gleich nach der Geburt getötet, da sie keine Eier legen. Die Legehennen legen etwa 300 Eier im Jahr. Sie werden in grossen Gruppen gehalten. Manchmal sind 5000 bis 6000 Hühner in einem Stall (zugelassen sind sogar bis zu 18’000 Hühner). Nach einem Jahr mögen die Hühner nicht mehr so viele Eier legen und die Eierschale wird dünn. Sie hören auf zu legen und erholen sich. Nach etwa zwei Monaten fangen sie wieder mit dem Legen an.

Masthühner
Masthühner werden in einer Rekordzeit von 35 Tagen gemästet. Die Hühner leben in grossen Ställen mit Tausenden anderen Hühnern zusammen.

Bodenhaltung
Die Hühner dürfen sich im Stall frei bewegen, können aber nicht nach draussen gehen. Das nennt man Bodenhaltung. In der Schweiz steht Mast- und Legehennen fast überall auch ein Wintergarten zur Verfügung.

Freilandhaltung
Bei der Freilandhaltung dürfen die Hühner nach draussen auf eine Weide, auf der sie scharren, picken und herumspringen können.

Was sich Hühner wünschen
Hühner möchten einen grossen Stall mit einer erhöhten Sitzstange zum Ausruhen. Zu einer natürlichen Haltung gehören auch Hähne und Hennen, die «gluckig» werden, das heisst auf den gelegten Eiern sitzen bleiben und sie ausbrüten dürfen.

Huhn-Postkarte bestellen: Postkarten

Broschüre «So halten Sie Hühner richtig» bestellen: www.huehnerrichtighalten.ch

 

 

Ich weiss, ...

… dass Hühner einen ganz speziellen Gleichgewichtssinn haben und über kurze Strecken fliegen können.
… dass Masthühner sich nicht ausruhen dürfen und Tag und Nacht fressen müssen, damit sie schneller dick und gross werden.
… dass die Schweiz eines der wenigen Länder der Welt ist, in denen die Legehennen nicht in engen Einzel- oder Gruppenkäfigen gehalten werden dürfen. Sie leben in sogenannten Volieren, in denen sie genügend Platz zum Rennen und Fliegen haben.
… dass Hühner scharren, um im Boden nach Futter zu suchen.

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