Pettrailing

Beim Pettrailing handelt es sich um ein Team aus Hund und Mensch, welches vermisste oder entlaufene Tiere sucht.
Das Wort Pettrailing kommt aus dem Englischen: Pet bedeutet «Tier» und Trailing bedeutet «eine Spur verfolgen».

Die Suchhunde, welche für die Trailings eingesetzt werden, mussten eine spezielle Schule für Suchhunde besuchen. Bei der Suche benötigen die Hunde einen Gegenstand des vermissten Tiers. Zum Beispiel eine Bürste, ein Halsband, ein Schlafkissen oder ein Spielzeug. Der Hund nimmt über diese Gegenstände den Geruch des vermissten Tiers auf und verfolgt dann diese Geruchsspur.

Es gibt auch das Wort Mantrailing. Hier sucht das Hunde-Mensch-Team nach vermissten Menschen.

Suchtrupp mit feiner Nase

Die Hündin Elli ist beim Spazieren im Wald entwischt. Lies hier wie sie dank Suchhunden gefunden werden konnte.
Ein Beitrag von Simon Koechlin.

Beim Spazieren im Wald erschreckte sich die ängstliche Hündin Elli und entwischte mitsamt Brustgeschirr und Leine. Katja Polzin, die Halterin, geriet in Panik, weil sie wusste, dass Elli eher ver­hungern würde, als sich in die Nähe von Menschen zu trauen.

Zuerst alarmierte Katja Bekannte und bat sie, ihr bei der Suche zu helfen. Dann meldete sie sich bei der Einsatzzentrale des Vereins K-9. Sie informierte auch die Polizei, die Gemeinde sowie den Förster und schaltete eine Vermisstenanzeige bei der Schweizerischen Tiermeldezentrale (STMZ).

Was ist zu tun?
Der Präsident des Vereins K-9 Markus Hügli riet, die Suche nach Elli sofort abzubrechen und stattdessen am Entlaufort zu warten. «Oft kommen entlaufene Hunde nach einer halben Stunde oder einer Stunde von selbst zurück», erklärt Hügli. «Wenn sie dann ihr Frauchen oder Herrchen dort nicht vorfinden, geraten sie erst recht in Panik.» Hügli und sein Team klärten das weitere Vorgehen ab. «Wir entschieden uns gegen einen sofortigen Suchhundeeinsatz, weil die Gefahr bestand, die Angsthündin zu vertreiben», sagt er. Elli blieb aber spurlos verschwunden.

Spürhund im Einsatz
In der Nacht tat sich nichts. Und so machten sich am nächsten Morgen zwei Suchhundeteams auf zum Ort von Ellis Verschwinden. Nap, Markus Hüglis Border Collie, nahm als erster Suchhund die Fährte auf. Dass Ellis Spuren schon einen Tag alt waren, sei kein Problem, meinte Hügli. «Hunde sind in der Lage, einem Geruch noch nach Tagen zu folgen.» Nap führte das Suchteam zu einem nahe gelegenen Weiher. «Dort schlug er an einer Stelle sehr deutlich an», erzählt Hügli. «Als wir uns durch Dickicht, Schilf und Brenn­nesseln vorgearbeitet hatten, fanden wir aber nur noch heruntergedrücktes Gras – wahrscheinlich hatte Elli dort übernachtet und war vor uns geflüchtet.»

Nasenarbeit schlaucht den Hund
Die Suche ging weiter, dieses Mal mit dem Jack Russell Ilvy, dem Suchhund von Marietta Barth. Es sei nicht ungewöhnlich, dass während eines Einsatzes mehrere Suchhunde eingesetzt würden, sagt Markus Hügli. «Die Nasenarbeit ist für einen Hund enorm anstrengend. Nach einem Einsatz braucht er mindestens eine Woche Pause.»

Elli schreit um Hilfe
Und tatsächlich: Im Gebiet, in das der Spürhund die Suchgruppe führte, war plötzlich das Heulen eines Tieres zu hören. Katja Polzin erkannte eindeutig die Stimme von Elli. Was nun? Wie sollte sich das Suchteam Elli nähern, ohne die Hündin zu erschrecken und zu verscheuchen? Eine der Hundeführerinnen machte sich mit Katja Polzin auf den Weg. «Wir gingen ganz langsam und blieben immer wieder stehen», erzählt Polzin. «Wenn wir uns von der Stelle entfernten, an der sich Elli befand, begann sie zu heulen. Sie schrie richtiggehend um Hilfe.» Schliesslich, es war mitten in der Nacht, erreichte die Besitzerin ihre Hündin. Elli hing fest, ihre Leine hatte sich im hohen Gras verfangen.

Glück im Unglück
Die Hündin habe die aufreibenden Stunden rasch weggesteckt, erzählt Polzin. Natürlich bleibt Elli ein Angsthund. «Aber weil ich als Erste bei ihr in jenem Feld war und sie befreite, sieht sie mich als ihre Retterin an. Deshalb ist unser Vertrauensverhältnis sogar noch etwas enger geworden.»

Die Organisation K-9

Der Verein K-9 entstand in München und hat dort auch seinen Hauptsitz. Inzwischen ist er im gesamten deutschsprachigen Raum tätig; in der Schweiz gibt es Stützpunkte in der Nordwestschweiz, in Zürich, St. Gallen und Lenzburg. Die Stützpunkte bilden Suchhunde aus und beraten und unterstützen bei der Suche nach entlaufenen Tieren oder vermissten Menschen. www.k9tiersucheschweiz.ch

Trainingssuche des Vereins K-9
Die Szene dauert nicht mehr als zwei Sekunden – und ist unspektakulär: Markus Hügli öffnet eine Dose und hält sie Kaya unter die Nase. Die Hündin scheint kaum Notiz davon zu nehmen und trippelt los. Doch in den zwei Sekunden passiert Entscheidendes, wie Hügli erklärt: Kaya nimmt den Geruch auf, der ihr aus der Dose entgegenströmt. Und sie versucht intuitiv, eine Spur dieses Geruchs zu finden.
In den Gassen der Altstadt von Liestal BL führt Markus Hügli gemeinsam mit dem Parson Russell Terrier Kaya und dessen Halterin Brigitte Widmer vor, wie ein sogenanntes Trailing funktioniert – also das Verfolgen einer Geruchsspur, die ein Mensch oder ein Tier hinterlassen hat. Heute stammt der Geruch von Hüglis Frau Sonja, die selbst ebenfalls K-9-ausgebildete Trainerin und Tiersucheführerin ist. Sie hat sich irgendwo im Städtchen versteckt.

Kaya läuft ein paar Schritte. Dann überquert sie die Strasse, schnüffelt an einem Randstein, geht einen Moment lang vor und zurück. Das sei typisch, sagt Markus Hügli. Zuerst müsse der Suchhund die Spur aufnehmen. Dazu gehöre manchmal auch, dass er sich eine Art Überblick über die Lage verschaffe. Das hat Kaya offenbar getan, denn nun läuft sie zielstrebig weiter. Sie lässt sich auch von einem Fussgänger nicht stören, der mit seinem Hund Gassi geht.

Frischkäse zur Belohnung
Ungefähr zehn Minuten lang führt die Hündin ihre Besitzerin und Markus Hügli so durch das Städtchen, bis sie ihr Ziel erreicht hat: In einem Hauseingang sitzt Sonja Hügli. Sie erwartet Kaya bereits mit einer Schale voller Frischkäse. Die Belohnung sei neben der Geruchsprobe das zweite entscheidende Hilfsmittel, erklärt Markus Hügli. Sie ist die positive Verstärkung, die bei der rund drei Jahre dauernden Ausbildung der Trailing-Hunde hilft.

Halterinnen und Halter brauchen Betreuung
Die Expertinnen und Experten leisten gemeinsam mit ihren Tieren Unglaubliches. Sie organisieren und führen die Suche durch und gleichzeitig kümmern sie sich auch um die Halterin oder den Halter. Tatsächlich, erzählt Markus Hügli, sei die Betreuung der Tierhalterinnen und Tierhalter ein wichtiger Teil der Aufgabe.

Am häufigsten, erzählt er, seien Einsätze mit entlaufenen Hunden oder vermissten Katzen. «Aber wir haben auch schon Kälber, Ziegen und Schildkröten gesucht.» Längst nicht jede Anfrage führt allerdings zu einem Einsatz mit Suchhunden. Oft sei es besser, auf das Tier zu warten, sagt Hügli. «Wir nennen das die Klappstuhlmethode.» Und bei Katzen hilft manchmal eine sogenannte Heimwegschleppe. Dabei wird zum Wohnort hin eine sternförmige Geruchsspur gelegt, zum Beispiel mit Thunfischwasser, um dem Tier das Nach-Hause-Finden zu erleichtern.

Reich werden die K-9-Tiersuchteams mit ihren Einsätzen nicht. Die telefonische Beratung ist kostenlos. Bei einem Einsatz von Suchhunden fallen eine Pauschale von 150 Franken sowie Fahrspesen an. «Wir arbeiten aus Freude und um unsere Hunde sinnvoll zu beschäftigen», sagt Hügli. «Der schönste Lohn ist es, Menschen und Tieren in Not helfen zu können.»

 

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